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Zu Gamesucht und exzessivem Gamen

Die Gamesucht ist eine ernstzunehmende Krankheit. Im Alltag wird der Begriff wohl zu oft verwendet. Betroffene verlieren die Kontrolle über ihr Gameverhalten und leiden sehr darunter.  Die Gamesucht tritt häufig zusammen mit weiteren Formen einer psychischen Belastung auf. Sie kann mit einer schwierigen Lebensphase oder Krise zusammenhängen. Wenn es jemandem nicht gut geht und sich diese Person stark in eine Gamewelt zurückzieht, sollte psychologische Unterstützung organisiert werden.      

Die Gamesucht ist von der World Health Organisation als Krankheit anerkannt und kann von psychologischen Fachpersonen diagnostiziert werden. Betroffene verlieren die Kontrolle über ihr Gameverhalten und spielen immer öfter und länger. Dadurch werden andere Lebensbereiche wie zum Beispiel Freundschaften, schulische und berufliche Verpflichtungen oder andere Freizeitaktivitäten vernachlässigt. Dies führt oft zu negativen Konsequenzen, wie eine Verschlechterung der schulischen Leistung oder Streit mit Freunden, Familie oder Lebenspartnern. Trotz diesen negativen Auswirkungen fällt es den Betroffenen schwer, ihr Gameverhalten zu verändern. Es ist uns wichtig zu betonen, dass der Begriff Gamesucht umgangssprachlich wohl oft und nicht immer passend verwendet wird. Gehen mal die Hausaufgaben vergessen oder es wird lieber zu Hause gegamet, anstatt Freunde zu treffen, ist das nicht mit Gamesucht gleichzusetzen. Bei einer Gamesucht handelt es sich um ein langfristiges und extremes Verhalten, unter welchem die Betroffenen leiden. Ob jemand tatsächlich gamesüchtig ist, ist nebensächlich. Viel wichtiger ist die Frage nach dem Grund, wieso eine Person exzessiv Videospiele spielt.  

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Videospiele bieten die Möglichkeit, sich abzulenken und in eine andere Welt abzutauchen. Wenn jemand eine harte Zeit durchmacht und sich möglicherweise oft schlecht fühlt und das eigene Leben als überfordernd empfindet, können Videospiele als Flucht oder Rückzug genutzt werden. So werden Gefühle wie Trauer oder Ohnmacht vermieden und man kann sich stattdessen in die Welt eines Games zurückziehen und sich da möglicherweise wieder als stark erleben und alles unter Kontrolle haben. Das Problem bei dieser Strategie ist, dass man die Probleme des Alltags so sehr schnell vergessen kann, diese aber nicht löst. Dies führt dann dazu, dass der Alltag als noch schwieriger erlebt wird und man sich noch stärker in ein Game zurückzieht. Eine Gamesucht tritt deshalb oft zusammen mit anderen Formen von psychischen Belastungen wie z.B. Depression, Angst oder ADHS auf. Möglicherweise ist eine Gamesucht also ein Zeichen, dass es Betroffenen gerade nicht so gut geht.

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Deshalb ist die Frage nach dem Grund für intensives Gamen so wichtig. Es kann durchaus sein, dass jemand in einer Lebensphase viel Freizeit hat und die Videospiele als Zeitfüller nutzt. Solange es einer Person gut geht und sie ihren wichtigen Verpflichtungen nachkommt, stellt eine sehr hohe Gamezeit in der Regel auch kein Problem dar. Solche Phasen können vorkommen und gehen wieder vorbei, wenn jemand wieder mit mehr schulischen oder beruflichen Verpflichtungen konfrontiert ist oder sich die sozialen Kontakte verändern. Wenn jemand extrem viel Videospiele spielt, dies schon lange tut und nicht mehr zur Schule oder Arbeit geht und keine Freunde mehr trifft, ist dies ein berechtigter Grund zur Sorge.

Möglicherweise kann Bewusst Gamen helfen, das eigene Gameverhalten zum Positiven zu verändern oder der Entstehung einer Gamesucht vorbeugen. Bei einer starken psychischen Belastung soll unbedingt eine psychologische Beratung hinzugezogen werden. Zum Beispiel, wenn es der Person nicht so gut geht und sie Überforderung am Arbeitsplatz oder eine Trennung erlebt. Durch professionelle Hilfe kann unterstützt werden, dass man sich ganz grundsätzlich wieder besser fühlen und das eigene Gameverhalten wieder in den Griff bekommen kann. Eine psychologische Unterstützung wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus und darf beansprucht werden, lieber einmal zu viel als zu wenig. Unter Anlaufstellen sind geeignete Angebote verzeichnet, die gerade auch zum Thema Gamesucht und Medien eine hilfreiche Beratung anbieten.

Anlaufstellen

Wenn du das Gefühl hast, dass du oder eine nahestehende Person die Kontrolle über das Gamen verloren hat, kann es sinnvoll sein, eine Fachstelle zu kontaktieren. Dabei geht es nicht darum, das Spielen zu verbieten, sondern es wird geholfen, einen Umgang damit zu finden, ohne dass andere Bereiche des Lebens darunter leiden. Ziel ist es, dass wieder mit mehr Freude am Leben teilgenommen werden kann.
Auch wenn du zweifelst, ob das überhaupt notwendig ist, ein Erstkontakt kostet dich nichts, ausser etwas Überwindung, und kann dir im besten Falle viel helfen.
Hier einige Angebote im Raum Zürich:

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Suchtfachstelle Zürich

Die Suchtfachstelle Zürich bietet im Auftrag der Stadt Zürich Information, Beratung, Therapie und suchtmedizinische Behandlung für Menschen aller Altersgruppen an. Sie richtet sich an Betroffene und Angehörige und befasst sich dabei auch mit Internet- und Gamesucht. Nebst diversen Angeboten vor Ort wie z.B. Beratungen, psychotherapeutischer Unterstützung und Familiengesprächen bietet sie auch anonyme, kostenlose und sichere Online-Beratungen an. â€‹

zur Website:

https://www.suchtfachstelle.zuerich/​

direkt zur Online-Beratung:

https://www.suchtfachstelle.zuerich/online-beratung​

Broschüre zum Angebot

https://www.suchtfachstelle.zuerich/docs/SUZ-Broschuere_BT-2024_ES.pdf

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Kontakt

Suchtfachstelle Zürich

Josefstrasse 91

CH-8005 Zürich

Telefon 043 444 77 00

info@suchtfachstelle.zuerich

www.suchtfachstelle.zuerich​​​​​​

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SafeZone

Die Online-Plattform wurde vom Bundesamt für Gesundheit und Infodrog in Zusammenarbeit mit verschiedenen Suchtfachstellen und Kantonen entwickelt. Die Website bietet kostenlose, anonyme Online-Beratungen an und in einem Forum können anonym Fragen gestellt und Erfahrungen und Tipps ausgetauscht werden.

zur Website:

https://www.safezone.ch/de/​

direkt zur Online-Beratung:

https://www.safezone.ch/de/beratung

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Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich

Nebst Substanzsucht richtet sich das Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen der psychiatrischen Universitätsklinik auch an Menschen mit Verhaltenssüchten wie Internetsucht. Es bietet ein umfangreiches Abklärungs- und Behandlungsangebot. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Erkennen und die integrierte Behandlung zusätzlicher psychischer Störungen (z.B. Depressionen, Angst-Erkrankungen, Trauma-Folgestörungen, Persönlichkeitsstörungen, ADHS, Psychosen) sowie körperlicher Erkrankungen.​

zur Website

https://www.pukzh.ch/standorte/zentrum-fuer-abhaengigkeitserkrankungen/​

Kontakt

Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen
Selnaustrasse 9
8001 Zürich

Telefon +41 58 384 58 00
zae@pukzh.ch
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RADIX -  Zentrum für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte

Die schweizerische Gesundheitsstiftung Radix setzt sich für die Gesundheitsförderung in verschiedenen Bereichen ein. Ihr Zentrum für Spielsucht führt dabei nebst Beratungen zu Glücksspielsucht auch Beratungen zu Gamesucht durch.
Eine Erstabklärung ist für Personen aus dem Kanton Zürich kostenlos und kann auch anonym in Anspruch genommen werden.
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zur Website:

https://www.spielsucht-radix.ch/spielsucht-und-andere-verhaltenssuechte/onlinesucht/

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Kontakt

Zentrum für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte RADIX
Pfingstweidstrasse 10
8005 Zürich
044 202 30 00
spielsucht-radix.ch/beratung
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Institut für Angewandte Psychologie (IAP)

Das Institut für Angewandte Psychologie unterstützt bei Fragen rund um Onlinesucht und Cybermobbing sowie suchtartige Mediennutzung, wie auch Videospielsucht. Es richtet sich dabei an betroffene Erwachsene oder Personen in ihrem Umfeld, Eltern, Kinder und Jugendliche und Familien.​

zur Website:

https://www.zhaw.ch/de/psychologie/dienstleistung/psychotherapie/spezialangebote/onlinesucht-cybermobbing/#

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Kontakt

IAP Institut für Angewandte Psychologie

ZHAW Angewandte Psychologie
Lagerstrasse 45
8004 Zürich

Telefon +41 58 934 83 30
therapie.iap@zhaw.ch

Weitere Literatur und Quellen zur Gamesucht

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An Official** Division 46 Statement on the WHO Proposal to Include Gaming Related Disorders in ICD-11 | The Amplifier Magazine. (o. J.). Abgerufen 17. November 2023, von https://div46amplifier.com/2018/06/21/an-official-division-46-statement-on-the-who-proposal-to-include-gaming-related-disorders-in-icd-11/

 

World Health Organization. (2018). Inclusion of “gaming disorder” in ICD-11. Abgerufen 11. November 2022, von https://www.who.int/news/item/14-09-2018-inclusion-of-gaming-disorder-in-icd-11

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Süss, D., Genner, S., Waller, G., Willemse, I., Suter, L., Oppliger, S., & Domdey, P. (2019). Medienkompetenz—Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien. Zürich: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fachgruppe Medienpsychologie.

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Willemse, I. (2016). Onlinesucht Ein Ratgeber für Eltern, Betroffene und ihr Umfeld (1.). Hogrefe Verlag.

World Health Organisation. (2019). International statistical classification of diseases and related  health problems (11. Aufl.). https://icd.who.int/en

©2025 Bewusst Gamen - entstanden im Modul A10 des Masterstudiums Angewandte Psychologie ZHAW

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