top of page
Image by Mateo

Über Gaming

Gaming in der Schweiz 

Gaming ist in der Schweiz kein Nischenthema sondern in der breiten Masse angekommen. So spielen 42% der Bevölkerung mindestens einmal wöchentlich Videospiele, das sind ca. 4 Millionen Gamende im Alter von 15 bis 79 Jahren. Davon können rund 2 Millionen als «Core Gamer» bezeichnet werden. Sie spielen mehrmals pro Woche oder sogar täglich, die meisten dabei auf mobilen Geräten wie dem Smartphone. Im Allgemeinen spielen etwas mehr Männer (56%) als Frauen (44%) Videospiele. Die durchschnittlichen Schweizer Gamenden spielen 6h pro Woche, während es beim «Core Gamer» 10h sind.

​

​Besonders bei den Jugendlichen beliebt​

Gerade bei Jugendlichen sind Videospiele sehr beliebt. Mit Blick auf die 12 bis 19-jährigen Jugendlichen in der Schweiz geben 80% an, zumindest ab und zu Games zu spielen. Drei Viertel der Jungen gamen regelmässig, während es bei den Mädchen nur ein Fünftel ist. Am häufigsten spielen die Jugendlichen Gratisgames und sie gamen ebenfalls hauptsächlich auf dem Smartphone. An einem Wochentag spielen die Jugendlichen durchschnittlich etwa 1h 20min und an einem Tag am Wochenende 2h 40min. Die Nutzungszeit ist bei den Jungen mehr als doppelt so lang wie bei den Mädchen, sowohl an Wochentagen als auch am Wochenende. Die durchschnittliche Gaming-Dauer der Jugendlichen bleibt aber seit 2014 konstant.

​

Warum gamen so viele Leute?​

Die einfachste Antwort auf diese Frage ist: Weil Games riesig Spass machen! Etwas mehr im Detail betrachtet ist es so, dass Games durch ihre Gestaltung psychologisch wichtige Bedürfnisse (sog. Grundbedürfnisse) befriedigen. Games bieten gezielt wachsende Herausforderungen, durch die man sich stets verbessern kann und dafür belohnt wird. Das bestärkt das Gefühl von Kompetenz. Zudem stärken Games das Erleben von Autonomie, da Spielende frei entscheiden können, welche Missionen sie wählen, welche Fähigkeiten sie trainieren und wie sie ihre Spielfigur gestalten. Das Bedürfnis nach sozialen Beziehungen wird erfüllt, indem Gamende mit anderen Spielenden Gruppen bilden können, mit ihnen zusammen Herausforderungen bestreiten und auch online Freundschaften pflegen können. Beim Gamen kann man einfach mal vom alltäglichen Leben abschalten, in eine andere Welt eintauchen und sich entspannen. Gleichzeitig kann man sich aber auch herausfordern, seine Fähigkeiten verbessern und völlig vom Game absorbiert werden. Es gibt dabei für jedes Motiv und jede Stimmung ein passendes Game, was Gaming als Freizeitbeschäftigung enorm vielfältig macht.​

pexels-pavel-danilyuk-7776091_edited.jpg

Chancen und Risiken

Chancen

Gamen kann ein berechtigter Rückzugsort zum Entspannen sein. Aus welcher Motivation gespielt wird ist dabei wichtig, so ist Gaming gut für das Wohlbefinden, wenn aus Vergnügen und Unterhaltung gespielt wird. In Videospielen können andere Identitäten übernommen und damit experimentiert werden. Videospiele bieten für Jugendliche eine Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen und das Gefühl von Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu stärken. Soziale Aktivitäten in Games fördern grundsätzlich einen wohlwollenden Umgang mit anderen Personen und es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Bei strategischen Multiplayer-Spielen werden die kommunikativen Fähigkeiten der Spieler verbessert. Dabei verständigt man sich auch in anderen Sprachen, häufig auf Englisch. Je nach Spieldesign werden verschiedene kognitive Fertigkeiten wie die räumliche Orientierung, Problemlösungsstrategien, als auch die Reaktionsgeschwindigkeit und schnelles Lösen von komplexen Aufgaben trainiert. Verschiedenste Spiele bieten zudem die Möglichkeit sich auch kreativ auszuleben.

Risiken 

Games beinhalten für die Spielenden auch Risiken. Während viele Games kostenlos spielbar sind, können im Spiel oftmals erweiterte Spielversionen, Zusatzfunktionen oder virtuelle Gegenstände gekauft werden wie z.B. Skins oder Loot-Boxen. Diese Ausgaben im Spiel werden Mikrotransaktionen genannt und werden von den Gameherstellern häufig gezielt eingesetzt. Heutzutage wird damit mehr Geld umgesetzt als mit den Verkäufen von den Spielen selbst. Besonders Loot-Boxen stehen in der Kritik, da dabei  ähnlich wie bei einem Spielautomaten Geld ausgeben wird, ohne vorher zu wissen, welchen (hoffentlich seltenen) Inhalt erhalten wird. Das Öffnen der Lootboxen wird dabei gezielt spannend inszeniert: mit auffälligen visuellen Effekten und belohnenden Sounds, die das Spielerlebnis emotional verstärken. Durch  das wiederholte tätigen von kleineren Käufen verlieren Gamende zudem eher die Übersicht über ihre Ausgaben. Das kann dazu führen, dass Spielende übermässig viel Geld ausgeben – im Extremfall sogar bis hin zu finanziellen Schäden.
Weiter besteht das Risiko, dass Gamende die Kontrolle über ihr Spielverhalten verlieren. Speziell Rollenspiele mit grossen Mehrspieler-Online-Welten (sog. MMORPGs), haben durch ständige Erweiterungen und beinahe unbegrenzten Möglichkeiten kein wirkliches Ende. So ist es möglich den eigenen Charakter stets in irgendeiner Form weiter zu verbessern und so beinahe unbegrenzt Zeit darin zu investieren. Spiele, bei denen die Spielwelt in Echtzeit weiterläuft, auch wenn man nicht angemeldet ist, können zudem das Gefühl bestärken, etwas zu verpassen, wenn gerade nicht gespielt wird. In Onlinegames kann eine Dynamik in der Gruppe entstehen, die ein selbstbestimmtes Ausloggen erschwert. Seinen eigenen Clan oder die online geknüpften Freundschaften möchte man schliesslich nicht vernachlässigen. Diese Gründe können dazu beitragen, dass die eigene Gamezeit nicht mehr gut kontrolliert werden kann, was im Extremfall bis zu einer Gamingsucht führen kann. Ganz wichtig ist aber: Games alleine sind nicht die Ursache für eine Sucht. Mehr Informationen dazu im Abschnitt «Sucht».

Weitere Literatur und Quellen

Halbrook, Y. J., O’Donnell, A. T., & Msetfi, R. M. (2019). When and How Video Games Can Be Good: A Review of the Positive Effects of Video Games on Well-Being. Perspectives on Psychological Science, 14(6), 1096–1104. https://doi.org/10.1177/1745691619863807

Herrgott, C., Schmidt, S., (2023). Who ist the swiss gamer? MYI Entertainment – Agentur für Esports und Gaming. Verfügbar unter: https://app.quantilope.com/share/wFwmGuHeFotQcEj4s?type=dashboard

Külling-Knecht, C., Waller, G., Willemse, I., Deda-Bröchin, S., Suter, L., Streule, P., Settegrana, N., Mirjam, J., Bernath, J., & Süss, D. (2024). JAMES – Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. https://www.zhaw.ch/storage/psychologie/upload/forschung/medienpsychologie/james/2018/JAMES_2024_DE.pdf

Süss, D., Genner, S., Waller, G., Willemse, I., Suter, L., Oppliger, S., & Domdey, P. (2019). Medienkompetenz—Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien. Zürich: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fachgruppe Medienpsychologie.

©2025 Bewusst Gamen - entstanden im Modul A10 des Masterstudiums Angewandte Psychologie ZHAW

bottom of page